Warum es sich kein Student leisten kann gegen die Protestbewegung zu sein.


Seit fast vier Wochen halten nun Studenten der Universität Wien das Audimax besetzt als Protest gegen die vorherrschende Bildungspolitik. Im Laufe dieser Zeit haben sich immer mehr österreichische und internationale Universitäten den Protesten angeschlossen und an den einzelnen Unis sind Forderungen (Bsp: Forderungen an Uni Wien) entstanden, die das Bildungssystem über viele Schritte wieder freundlicher für die machen soll, die es in Anspruch nehmen wollen.

Diese Tatsachen dürften an den wenigsten, auch nur halbwegs am Zeitgeschehen interessierten, Menschen in den letzten Tagen und Wochen vorüber gegangen sein. Als Student musste man sich nun im Laufe dieser Zeit die Frage stellen wie man denn zu den Protesten stehen soll. Meine Behauptung: Kein Student an einer österreichischen Universität kann es sich leisten diese Bewegung als Ganzes abzulehnen. Dabei geht es hier nicht darum ob man die konkreten Forderungen im Wortlaut unterstützt, es geht auch überhaupt nicht darum ob man die Mittel für angemessen hält, worum es geht ist, dass hier aus dem Nichts eine Bewegung entstanden ist, die es geschafft hat, dass Bildung zu einem heißen Eisen in der politischen Debatte wird. Diese Tatsache ist weit größer und wichtiger als ein paar ausgefallene Vorlesungen. Diese Bewegung hat es geschafft, dass darüber geredet wird, womit kein kritisch denkender Student in der Vergangenheit auch nur annähernd zufrieden sein konnte. Hier meine ich die Anmeldesysteme, die Betreuungssituation oder die Infrastruktur, auch in Studienrichtungen die nicht zu den Massenstudiengängen zu zählen sind. Hier hat die Qualität  massiv gelitten und wer dies nicht nur schweigend zur Kenntnis genommen hat und jetzt auch noch der Meinung ist es hätte so weiter gehen sollen hat an wirklicher Bildung (die unter diesen Umständen kaum noch vermittelt werden konnte) offenbar kein Interesse und will das Studium nur irgendwie durchlaufen um dann möglichst schnell in den Arbeitsmarkt einzutreten, ganz egal wie die Qualität jenes ist. Diese Leute haben nicht verstanden wozu Universitäten da sind.

Nach einer aktuellen repräsentativen Studie unterstützen mehr als 70% der österreichischen Studierenden die Proteste in dieser Form. Diese Zahl ist beeindruckend, nur stellt sich mir jetzt die Frage was wollen die anderen 30%? Typische Argumente gegen die Besetzung kommen immer wieder, da geht es hauptsächlich um Sachbeschädigung im Audimax oder um das Ausfallen von Vorlesungen (oder Diashows im Audimax, wie katastrophal!). Diese Dinge gegen die Qualität des eigenen Studiums auszuspielen zeigt schon sehr gut wie es hier um den gedanklichen Spielraum bestellt ist.

Das haben auch die Verantwortlichen der Universitäten und Institute erkannt und stehen den Protesten (so weit sie es in ihrer Posititon tun können) neutral bis solidarisch positiv gegenüber. Viele Lehrende und Institute zeigen sich solidarisch,  Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, zeigt „gewisses Verständnis“ für die Proteste und hat weniger Bedenken aufgrund von Sachschäden als darüber, „dass sich die österreichische Politik nicht mit den entscheidenden Fragen beschäftigt„.

Auch hier wurde erkannt, dass das was gerade auf der Straße und im Audimax passiert darüber hinausgeht, was man vielleicht auf den ersten Blick erkennen kann. An alle, die das noch nicht sehen: Bitte nochmal genau schauen!

Fotos: http://www.flickr.com/photos/tom1305/

~ von negotiableme - November 17, 2009.

3 Antworten to “Warum es sich kein Student leisten kann gegen die Protestbewegung zu sein.”

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